Kamelherden statt Wolkenkratzer, menschenleere Weite statt pulsierendem Stadtleben: Nur ein paar Kilometer hinter Abu Dhabi wartet die Wüste Al Khatim. Obwohl beides so nah beieinander liegt, könnte der Kontrast nicht größer sein. Ein Ausflug in die unendliche Weite – der beweist, dass man mitten im Sand auch ohne Fata Morgana sowohl Berge als auch Meer haben kann.
Um die Wüste zu besuchen, habe ich mich einer organisierten Tour angeschossen. Wir – der Guide und ein junges Pärchen – brechen früh am Hotel auf und fahren circa eine Stunde.
Als wir ankommen, lässt der Fahrer und Guide die Luft aus den Reifen des Jeeps: „So können wir besser über die Dünen springen.“ Beim sogenannten Dune-Bashing arbeiten wir uns durch den Sand und erklimmen mit hoher Geschwindigkeit die
Sandhügel. Der Schwung sorgt dann dafür, dass wir tatsächlich über die Gipfel der Dünen springen.
Es fühlt sich fast an wie auf einem Segelboot, das den Ozean durchquert –
nur, dass uns keine Wellen entgegen kommen, sondern Dünen. Aber das Prinzip ist das gleiche, auch wenn uns ein Meer aus Sand statt aus
Wasser umgibt.
So schaukeln wir bergauf und bergab durch die Wüste. Achtung: Dieses bootsähnliche Geschaukel kann dazu führen, dass man seekrank wird. Wer dazu neigt, sollte
darauf achten, vorher etwas Kleines essen und gegebenenfalls eine Tablette gegen Übelkeit zu nehmen.
Zwischendurch gibt es genügend Stopps, um die Natur in Ruhe zu bewundern. Besonders der Blick von höheren Sandhügeln ist überwältigend: Vor uns erstreckt sich das
gold-gelbe Meer mit den sanft abfallenden Dünen, die flirrende Hitze in der Luft betont die Weite.
Die Wüste lädt zum Philosophieren ein: Alles wirkt so endgültig und ist doch fragil. Es genügt ein Sandsturm, und die Landschaft formt sich wieder neu. Ein Sinnbild
der ewigen Neugestaltung des Lebens, über das man stundenlang nachdenken könnte.
Gegen Sandhügel und ein Holzbrett hat die Philosophie aber keine Chance.
Und so brettern wir nur wenige Minuten später die Dünen runter –
und es macht genau so viel Spaß wie Schlittenfahren im
Schnee.
Nach so viel Action und Philosophie trinken wir Kaffee in einem nachgebauten Beduinencamp, danach folgt
ein ein Kamelritt. Der gehört obligatorisch dazu; auf dieser Tagestour dauert er jedoch höchstens eine Minute.
Da macht es deutlich mehr Spaß, immer und immer wieder die Dünen herunter zu sausen: rodeln bei 30 Grad und Sand statt Schnee unter dem Brett. Wer im Urlaub Berge und Meer gleichzeitig möchte,
braucht eigentlich nur in eine Sandwüste zu fahren.
Die Stadt Abu Dhabi bietet schon unglaubliche Sehenswürdigkeiten. Highlight ist aber ganz klar die Wüste mit ihren tausend Facetten. Wer die Gelegenheit hat, sollte im Abu-Dhabi-Urlaub auf jeden
Fall mehr Zeit in der Wüste einplanen.
Lust auf mehr? Hier geht es zum Artikel über die Oasenstadt Al Ain mit ihren historischen Festungen aus Sand, einem ausgeklügelten Bewässerungssystem und vielen anderen spannenden Dingen.