Nancy funkelt. So viel französische Pracht auf so kleinem Raum ist selten. Wenn schon, dann im Schloss von Versailles oder im zeitlos schönen Paris. Aber das Städtchen hat ihn: Den französischen, royalen Charme, der sich in den Goldverzierungen am Place Stanislas, den weißen Gotik-Kirchen und den vielen Jugendstil-Bauten widerspiegelt.
Ich lerne Nancy an einem strahlend schönen Spätsommertag kennen. Knapp eine halbe Stunde braucht der Zug von Metz bis zum Bahnhof, von dort laufe ich Richtung Innenstadt. Dabei fällt mir auf, wie lässig Nancy klassizistische französische Architektur mit modernen Edelstahlbauten vereint.
Der Place Stanislas, das Herz des Städtchens, springt mir schon von weitem ins Auge. Die vergoldeten Tore, die den Platz einrahmen, leuchten im Sonnenschein so, als hätte man sie eben jemand auf Hochglanz poliert. In der Mitte eines der Tore steht ein Brunnen, dessen Wasser aus Figuren aus der griechischen Mythologie sprudelt.
Über diesem Elysium thront der Namensgeber des Platzes, König Stanislas. Er hatte nach der Niederlage im polnischen Erbfolgekrieg von seinem Schwiegersohn, König Louis XV, Lothringen als Entschädigung erhalten. Ursprünglich stand Louis in der Mitte des Platzes – und nicht Stanislas. Louis wurde jedoch während der Französischen Revolution abgerissen.
Man sieht Louis heute nur noch im Triumphbogen „Arc Héré“, der direkt neben dem Place Stanislas steht. Dahinter liegt der Place Carrière, ein weiteres Prachtstück klassizistischer Architektur.
Nancy macht es mir wirklich leicht, sie zu mögen: Fußläufig vom Carrière wartet die majestätische Basilika von Nancy, die Saint Epvre. Die Kirche ist ein Meisterwerk neugotischer Architektur. Dank ihrer hellen Fassade wirkt sie – anders als andere neugotische Kirchen – überhaupt nicht düster, sondern freundlich und einladend. Das trifft auch auf die Kirche St. Léon unweit vom Bahnhof zu.
Neben den Kunstwerken aus Gotik und Klassizismus gilt Nancy als die Hauptstadt des Jugendstils. Mein nächster Stopp auf meinem Spaziergang ist die Villa Majorelle: Ein Musterbeispiel dieser Stilrichtung und zugleich ein Museum, in dem man mehr darüber erfährt.
Mein Tag in Nancy neigt sich dem Ende zu. Zum Abschluss zieht es mich wieder zum Place Stanislas, dieses Mal wegen dem Musée des Beaux-Arts. In der Stadt, die ein Kunstwerk ist, lasse ich den Tag gemütlich zwischen Malereien und Gemälden ausklingen.