Einzigartig, wandelbar – und noch so jung: Die Wutachschlucht ist eine der schönsten Wildflusslandschaften in Mitteleuropa. Sie entstand erst vor zwanzigtausend Jahren und ist damit vermutlich die jüngste Schlucht der Erde. Die Schlucht enstand durch eine Flussumlenkung – vereinfacht ausgedrückt: Aus zwei Flüssen wurde ein reißender Fluss, der so stark war, dass er eine Schlucht ins Gestein schnitt. Die heutige Wutach erhielt ihren Namen – „wütende Wasser“ – durch dieses wilde Temperament. Besonders im Frühjahr bei Hochwasser ist die Kraft der Wutach und ihrer Stromschnellen noch immer gefürchtet. Die Erosion ist noch längst nicht abgeschlossen, die Wutachschlucht verändert sich stetig.
Geologisch ist sie etwas ganz Besonderes, denn die Wände der Schlucht bieten einen einzigartigen Einblick in die Erdgeschichte. Auf dieser Wanderung begegnen uns Muschelkalkwände, die steil und schroff in die Höhe ragen. Aber auch botanisch braucht sie sich nicht verstecken: Zu der bunten Flora und Fauna gehören seltene Tiere und Pflanzen. Zum Beispiel der Feuersalamander oder der gelbe Frauenschuh, eine Orchideenart. Kurz: Diese junge Dame muss man sich einfach näher anschauen.
Unsere Wanderung beginnt am Eingang zur Lotenbachklamm. Die Klamm wirkt sehr wild und ursprünglich mit ihren kleinen Wasserfällen und - strudeln, den dunklen Granitwänden und den umgestürzten Baumstämmen, die allmählich zu verwittern beginnen. Vorbei an bemoosten Steinen und riesigen Farnen wandern wir durch die schmale Klamm, bis wir am Wanderparkplatz Schattenmühle an die Straße kommen. Wir überqueren die Straße und laufen rechts am Gasthof Schattenmühle vorbei in den Wald. Es geht erst direkt am Fluss entlang, bald aber beginnt eine Steigung, sodass wir einen schönen Ausblick auf den Fluss unter uns haben.
Wir folgen der weiß-roten Raute auf gelbem Grund auf der linken Flussseite. Direkt am Wegesrand liegt der Dietfurter Wasserfall: Hier fließt das Wasser über einen gänzlich bemoosten Stein und bildet so einen mystisch anmutenden Wasservorhang.
Bald darauf überqueren wir die Dietfurtbrücke und laufen nun auf auf der rechten Flussseite Richtung Bad Boll. Bad Boll war früher ein mondänes Kurbad. Heute ist
davon nur noch die Kapelle zu sehen.
Nicht weiter hinter der Kapelle liegt der Tanneger Wasserfall. Dieser verdeutlicht, dass die Schlucht nicht nur durch Erosion immer neue Gesichter bekommt – auch Sinterbildung trägt dazu bei: Das Moos löst vereinfacht gesagt den Kalk aus dem Wasser. Er
lagert sich am nächsten Hindernis ab –
ähnlich wie in Tropfsteinhöhlen. So wachsen immer neue Formationen aus Kalk in der Schlucht.
Nach dem Wasserfall wird es etwas abenteuerlich: Schmal und steil windet sich der (gesicherte) Pfad direkt an den Muschelkalkwänden entlang. Aus der Höhe hat man
einen fantastischen Blick auf die Wutach, wie sie durch das grüne Tal fließt. Der Weg geht bald wieder berab und in Ufernähe stoßen wir auf die Schurhammerhütte, ein Rastplatz,
an dem sich eine Pause anbietet.
Wir überqueren bald den Rümmelesteg und laufen von hier zur Wutachmühle, dem Endpunkt dieser Wanderung.
Info
Achtung: Besonders bei Nässe oder starkem Wind kann es in der Schlucht gefährlich werden. Über die Konditionen informiert der Wutach-Ranger regelmäßig auf
Twitter.
Festes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf dieser Wanderung ein Muss.
Eckpunkte
Lotenbachklamm - Schattenmühle - Dietfurter Wasserfall - Bad Boll - Tannegger Wasserfall - Schurhammerhütte - Rümmelesteg - Wutachmühle
Anfahrt
Mit dem Auto: B31 bis Titisee-Neustadt, weiter auf B315 Richtung Lenzkirch und Bonndorf
Parken: Wanderparkplatz oberhalb vom Einstieg in die Lotenbachklamm
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Höllentalbahn S1 bis Neustadt Bahnhof, Bus 7258 Richtung Rathaus Bonndorf, Ausstieg Gündelwangen-Lotenbachklamm
Von dort fahren Wander- und Linienbusse Richtung Parkplatz oder Richtung Bahnhof Döggingen ab. Die Wanderbusse fahren am Wochenende Einstiegspunkte in die Schlucht an. Mehr Infos darüber gibt es hier.