Diese Wanderung ist perfekt für alle, die viel sehen und erleben möchten: Es geht los mit der längsten Seilbahnfahrt Deutschlands, gefolgt von einem grandiosen Rundumblick über die umliegenden Berge. Danach kann man mehr über die verborgenen Schätze des Schwarzwaldes lernen - und in einem uralten Bauernhaus hautnah erfahren, wie das Leben hier vor Hunderten von Jahren aussah.
Wir starten an der Talstation der Schauinslandbahn. Die Seilbahn – erbaut 1930 – gehört zu den längsten der Welt.
Sie war außerdem die erste, die nach dem Umlaufprinzip funktionierte – also an Drahtseilen ohne feste Führung lief.
Zwanzig Minuten lang schweben wir in einer der eleganten, holzverarbeiteten Gondeln über den dichten Wald und die kurvige Schauinslandstrecke, von der hin und wieder das Dröhnen eines Motorrads
hochweht. Dabei haben wir einen wunderschönen Blick auf Freiburg und Horben.
Oben angekommen wenden wir uns den Schildern Richtung Bergwerk zu und laufen bergauf Richtung Schauinslandturm. Der Gipfel des Schauinslandes ist 1.284 Meter hoch, der Turm ist nochmal circa 20 Meter höher. Von dort oben haben wir einen faszinierenden Rundumblick - über Freiburg und den Kaiserstuhl, die Vogesen, den Feldberg und – bei idealen Bedingungen – die Alpen.
Nach diesen himmlischen Ausblicken gehen wir rechts den Weg runter Richtung Engländerdenkmal. Wir laufen vorbei an Viehweiden und den charakteristischen Schauinslandbuchen. Besonders im Winter sind die Buchen – völlig vereist und windgepeitscht – ein beliebtes Fotomotiv. Jetzt im Sommer sind sie oft von lila leuchtendem Heidekraut umgeben.
Die Kraft des Windes begeget uns gleich nochmal, als wir auf einen grimmig dreinblickenden Schauinslandwächter stoßen: den Windbohrer vom Künstler Thomas Rees. Er ist eine der Skulpturen, die 2006 anlässlich des autofreien Sonntags von verschiedenen Künstlern aufgestellt wurden und heute den „Skulpturenpfad“ bilden. Thomas Rees' Installationen aus Holz findet man an vielen Orten rund um Freiburg. Thema seiner Arbeiten ist oft das Verhältnis vom Menschen zur Umwelt. Die witterungsbedingte Veränderung der Skulpturen ist gewollt, da sie die Dynamik natürlicher Prozesse versinnbildlicht. Der Windbohrer steht dort als Warnung vor der Kraft der Natur und deren sinnloser Verschwendung.
Wir laufen weiter bergab und kommen schon bald am Engländerdenkmal an, einem Mahnmal mit doppelt tragischem Hintergrund. 1936 brach ein Lehrer aus England mit seiner Schulklasse zu einer Schauinslandwanderung auf, obwohl er mehrfach gewarnt wurde, dass eine gefährliche Witterung herrschte. Der Lehrer ignorierte die Warnung - und geriet mit seiner Klasse in einen so heftigen Schneesturm, dass fünf seiner Schüler an Erschöpfung starben. Als wäre das nicht tragisch genug, beleidigten die Nationalsozialisten anschließend das Andenken der Schüler, indem sie Lügen über ihren Tod verbreiteten und sie zu Propagandazwecken nutzten: Die Schüler wären „tapfere Bergkameraden“, die für die „treue Pflichterfüllung" gestorben wären. Das Denkmal wurde von den Nazis aufgestellt. Ursprünglich war darauf noch ein Reichsadler und ein Hakenkreuz zu sehen, was später entfernt wurde. Auch die Inschrift wurde verändert – aus „der Jugend Adolf Hitlers“ wurde „die Jugend Deutschlands“.
Vom Engländerdenkmal sind es nur wenige Hundert Meter bis zum stillgelegten Bergwerk, in dem heute Führungen angeboten werden. Neben der Landwirtschaft war der Bergbau im Schwarzwald jahrhundertelang der wichtigste Wirtschaftszweig. Verborgen im Berg schlummerten Schätze wie Erz, Blei und Silber und machten Freiburg zu einer reichen Stadt. Die Schauinslandgrube wuchs seit dem Mittelalter stetig - heute steht sie unter Denkmalschutz, eine Forschergruppe kümmert sich um ihren Erhalt. Bei einer Führung wird der Silberabbau demonstriert, wobei alle originalen Werkzeuge und Maschinen zum Einsatz kommen.
Auf dem Weg zum Schniederlihof laufen wir wieder an lila gesprenkelten Weiden vorbei. Und wir lernen wir mehr über die Bewaldung im Schwarzwald: Ursprünglich bestand er aus einer natürlichen Mischung aus Buchen, Tannen, Kiefern und Bergahorn. Der Mensch sorgte dafür, dass Buchen und Tannen zunehmend verschwanden. Das Holz wurde abgerodet – unter anderem, weil während der industriellen Revolution Unmengen an Holzkohle gebraucht wurden oder die Stämme für den Schiffsbau verschifft wurden. Zur Aufforstung wurden die flach wurzelnden Fichten benutzt, die bald den Wald dominierten. Heute kehrt der Mischwald wieder – auch, weil die Landwirtschaft zurückgeht und die Bäume wieder mehr Platz haben, um sich auszubreiten. Da die Fichte mit den Klimaveränderungen gar nicht gut klarkommt, setzen die Förster in Zukunft auf robustere Baumarten, die mit der Wetterveränderung besser zurecht kommen könnten – wie bestimmte Tannen, Buchen- und Birkenarten.
Nach etwa einem Kilometer kommen wir am Schniederlihof an. Nicht nur das Bergwerk entführt uns in die Vergangenheit, auch der historische Bauernhof erzählt Geschichten vom Schwarzwaldleben vor Hunderten von Jahren. Der Bauernhof stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist ein typisches holzverarbeitetes Schwarzwaldhaus mit Walmdach. So romantisch der Bauernhof auch wirkt - das Leben damals war sehr rau und hart: Die Landwirtschaft warf nicht viel ab und Ackerbau war in dieser Gegend nicht möglich. Man schlief auf Buchenlaub, einen Kamin gab es nicht, weil der Rauch direkt zum Räuchern verwendet wurde, und das nächste Dorf war einen Tagesmarsch entfernt. Wer mehr über das Bauernleben lernen möchte, kann am am Wochenende und an Feiertagen an einer der nachmittäglichen Führungen teilnehmen.
Vom Schniederlihof laufen wir weiter Richtung Dobelsee in Hofsgrund. In dem kleinen Fischweiher spiegeln sich die vielen umliegenden Schwarzwaldhöfe, die charakteristisch für die verschlafene, kleine Gemeinde sind. Vom Dobelsee sind es nur wenige Meter bis zur Bushaltestelle Hofsgrund Hof, von wo aus wir den Bus Richtung Kirchzarten nehmen können. In Kirchzarten fährt ein Zug nach Freiburg.
Info
Eckpunkte
Talstation Schauinslandbahn – Schauinslandturm – Engländerdenkal – Bergwerk – Schniederlihof – Dobelsee – Hofsgrund Hof Bushaltestelle
Anfahrt
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Straßenbahn Linie 2 Richtung Günterstal, Ausstieg Dorfstraße, Bus Nr. 21 Richtung Schauinslandbahn Talstation
Mit dem Auto: Schauinslandbahn Talstation, kostenlose Parkplätze sind vor Ort
Die Schauinslandgrube
In der Hochsaison täglich geöffnet, Führungen zwischen 45 Minuten und 2,5 Stunden
Mehr Infos: www.schauinsland.de/museums-bergwerk
Der Schniederlihof
Führungen Samstag, Sonntag und feiertags zwischen 13 und 16 Uhr. Eine Führung dauert circa 45 Minuten.
Mehr Infos: www.schauinslandbahn.de/de/aktivitaeten/schniederlihof