Ein verschnurrter Sommer

Niemand weiß, woher sie kommt. Eines Morgens tönte uns ein schläfriges Maunzen entgegen: Die dreifarbige, überwiegend schneeweiße Katze lag auf den Balkonkissen der Ferienwohnung  und ist seither stetiger Gast.

Katze beim Schlafen
Die Katze in jeder nur denkbaren Schlafposition.

Das blaue Polster auf dem Balkon sieht mittlerweile aus wie eine Baumwollfeld. Es ist aber auch wirklich ein schönes Plätzchen: direkt neben dem Geländer, an dem Pflanzen ranken und deren Äste einen natürlichen Kratzbaum bilden. Wenn sie sich nicht gerade die Krallen wetzt, schläft sie. Viel mehr macht sie nicht.

Es ist OK, nichts zu machen

Wenn man nun auf den Balkon geht, bekommt man direkt vermittelt: Es ist OK, nichts zu machen. Nicht zu lesen, nicht das Handy zu checken, nicht irgendwas zu schauen. Es ist OK, sich mit ausgefahrenen Krallen zur vollen Länge zu auszustrecken. Im Schlaf zu schmatzen und sich voll der Entspannung und dem Müßiggang zu widmen.

Die Katze hat mich offiziell zum Katzenmenschen gemacht. Ich hatte vorher nichts gegen sie – aber große Zuneigung gab’s eben auch nicht. Vielmehr haben wir auf Reiterhöfen friedlich nebeneinanderher existiert: Die Katze als kluger Mausefänger und der Mensch als Fleck in der Landschaft, der eben da ist – mehr nicht. Wie falsch diese Annahme doch war...

Und Katzen mögen Menschen doch

Dass Katzen einen mögen, hat diese mir bewiesen. Wir kennen uns erst seit wenigen Wochen und haben bereits gebonded. Man muss dazu sagen: Die Katze kriegt hier nichts zu fressen. (Will sagen: Ihre „Liebe“ beruht nicht auf reinem Kalkül.) Da sind wir strikt, immerhin gehört sie uns nicht. Wo sie sich das Futter holt, weiß niemand – vielleicht bei den eigentlichen Besitzern, vielleicht bei anderen Nachbarn. Und trotzdem kommt sie mir nach längeren Abwesenheiten laut maunzend entgegen und streicht um die Beine. Ich werde dann ausführlich markiert und kriege ein paar ordentliche (aber liebevolle) Kopfnüsse.

Mit meiner neu gewonnenen Katzenliebe habe ich natürlich das Recherchieren begonnen. Laut namhafter Futterhersteller liebt die Katze mich ebenfalls! Alle Zeichen sprechen dafür, dass ich ein geschätzter Teil der Gemeinschaft bin. Sie streckt mir bevorzugt das Bäuchlein entgegen, was wie bei vielen Tieren für Vertrauen steht. Sie zwinkert mich in Zeitlupe an, maunzt fröhlich und putzt meine Haut ähnlich hingebungsvoll wie das eigene Fell. Es gibt auch verschiedene Schnurrlagen: Das „normale“ Schnurren und ein taubenartiges Gurren, das totale Entspannung signalisiert – was bei ihr der Normalzustand ist.

Dass die Katze hauptsächlich schläft, ist übrigens ganz normal: Sie ist in erster Linie ein raffiniertes Raubtier, deren Sinne beim Jagen so geschärft sind, dass sie danach stundenlang ausruhen muss. Und das machen wir. Ihre größere Botschaft darf man nämlich ruhig öfters mal raus maunzen: „Leg dich zu mir. Es ist in Ordnung, nichts zu machen und dem Rauschen der Blätter zuzuhören. Jagen können wir später noch. Wir können uns aber auch bedienen lassen.“

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